Wolfgang Sinwel, Wien
Nah dran
Gleichsam von heute auf morgen hat sich mit Anfang 2020 unsere Lebenssituation vollständig verändert. Der Ausbruch eines Virus ist Urheber einer Kette von Neubewertungen der bisherigen Lebensführung, des sozialen Zusammenseins, der fehlenden Achtsamkeit und des weltumspannenden Netzes wirtschaftlicher Handelsbeziehungen. Die Hinterfragung auch meiner bisherigen Verhaltensweise und der damit verbundenen bevorzugten Malthematik initiiert einen 'neuen' Blick, die Nahsicht auf unseren Lebensraum im Sinne einer Beobachtung der Natur im kleinen, des Wucherns, der Verästelung, der Herausbildung neuer Ordnung.
Daraus resultiert eine andere Ausprägung des malerischen Vorgehens. Den Pinsel laufen lassen, den Zufälligkeiten in Anlehnung an das Gewirr einer großen Menschenmasse Raum geben und mit etwas Bauchgefühl der langsam wachsenden Ordnung innerhalb der Bildfläche folgen.
Paula Kohn, Karlsruhe
Drift
Es sind die zentralen Themen unserer Gesellschaft — Umwelt, Fortschritt, Digitalisierung, Zerstörung, Natur und Mensch. Der Wiener Maler Wolfgang Sinwel scheut sich nicht davor, deutliche Bezüge herzustellen und fällt doch kein Urteil. So nimmt er seine Malerei, um sich und uns Distanz zu verschaffen, Raum zu geben zum Atmen und Denken. Als würden Sinwels Bilder mehr als einen Moment erfassen, finden sie einen Ausdruck für Phänomene — für Tendenzen und Bewegungen, die nur schwer greifbar sind. Der "Drift" ist die Seitwärtsbewegung auf der magischen Grenze zwischen entzückender Leichtigkeit und fatalem Kontrollverlust. Und es ist die Poesie dieser Unbestimmtheit, die Sinwels Bildern ihre Kraft verleiht und zum Ausgangspunkt macht für Assoziation und Dialog.
Sylvia Mraz, Katalogtext zur Ausstellung Art Room Würth Austria, 2010
Von oben
Wer vor den großformatigen Landschaften von Wolfgang Sinwel steht, erlebt nicht selten ein unbändiges Gefühl von Weite, Freiheit und Erhabenheit. Kein Wunder, fühlt man sich doch als Betrachter in luftige Höhen versetzt, aus denen man den Blick hinab wirft auf die weit darunter liegenden Landschaften. Die Flugperspektive gibt den Blick unverstellt frei auf Täler, Felder, Berge und Gewässer, darüber ziehen bisweilen diffuse Wolkenfetzen und verschleiern die darunterliegende Gegend. Dass wir es hier mit etwas anderem, als dem Blick auf unsere Erde, zu tun haben könnten, ist für die meisten Betrachter wohl ausgeschlossen. Sinwels Tafelbilder sind aber keineswegs topographische Ansichten unseres Planeten. Vielmehr entstehen örtliche und räumliche Assoziationen ausschließlich im Auge des Betrachters, während sich doch in Wahrheit nur Pinselspuren auf der Leinwand befinden. Für den Künstler geht es vielmehr um eine visuelle Umsetzung von Erlebnissen, Gedanken und Atmosphäre. Der Wiener Künstler versteht seine Arbeiten über das Seherlebnis hinaus stets als Einladung zum Dialog an den Betrachter, der sich in der Auseinandersetzung mit den dargestellten Ansichten sein eigenes Weltbild konstruieren kann/darf/soll. Die Bilder laden ein zum kontemplativen Versenken, simulieren sie doch das Abgehobensein von dieser Welt, das durch die radikale Perspektive Lösung und Leichtigkeit vermittelt. Bezeichnend und bestimmend ist dabei außerdem der stete Rückverweis auf den Betrachter und seinen individuellen Erfahrungshorizont, der den Dialog mit der Malerei letztlich bestimmt.
Roland Geiger, Heidelberg
Kreidig matt
“Da ist eine Ebene, kreidig, matt, wie auf ein Fließblatt gemalt, halb weggetaucht scheinend ... in sich selbst zurückgezogen agierend. Die Landschaften von Wolfgang Sinwel kommen dem Betrachter zurückgehalten entgegen. Der Maler stellt uns in stille Welten, in Panoramen, die sich selbst genügen.
Aber es ist auch die Poesie des Gebrauchten, was uns, vor diesen Bildern stehend, anrührt, an die Hand nimmt, deren Puls man fühlt. Der Reiz des Sichnähernwollens, das Mysterium eines Wechselspiels des Verständlichen mit dem verschlüsselt Mehrdeutigen, dem Zwischen - das objektiv Wirkliche ist nur zu erfühlen.
Malt Wolfgang Sinwel nicht seinen inneren Spiegel nach? Wieso bin ich ohne jede Begründung davon überzeugt, dass in diesen Landschaften ein Klima herrscht, das dem Menschen entspricht? Woher weiß der Betrachter, dass das, was sich da vor ihm über die mittelformatige Leinwand breitet, die Erde ist?”
Maxime Zerkout, Strasbourg
Seltenheit
“Es kommt selten vor, dass man nach 35 Jahren der Beobachtung vom Schaffen eines Künstlers noch überrascht sein kann. Insbesondere dann, wenn es sich um ein einziges Thema handelt: die Landschaft. Zwischen 1977, dem Entstehen der ersten Arbeiten Wolfgang Sinwels, und 2012 sind fünfunddreißig Jahre verflossen. Jahre, die dem Erforschen der Landschaft in all ihren Aspekten gewidmet waren. Eine Landschaft beständig überflogen, quasi mit schwebendem Bewusstsein gestreift. Der Wandel in dieser 35-jährigen Arbeit resümiert in einem Begriff: Objektivität. Der Blick des Künstlers hat sich Objektivität erarbeitet. Da, wo das Bild vormals von Nostalgie, von starker Trauer, manchmal auch von Todesahnung geprägt war, ist es heute in größerem Maß beschreibend und konkret. Das Objekt ist nach wie vor dasselbe: Irdisches Land, entblößt und verklärt.”
George Benson, Songtext
Down here on the ground
Down here on the ground
ain't no place for living
No, no, no
Down here on the ground
Watching the sparrows fly
I watch the birds
As they make their wings
Flying solid free
How I wish it were me
But I'm down here on the ground
And I'm wanting something better
I'm down here on the ground
Wanting something more
One morning soon
You will find
Some wings on my mind
To take me high
So if you hear a sound
From down here on the ground
My friends
It's only me
Trying to fly
Trying to fly
I would love to fly
Because I'm tired of being
Down here on the ground
I'm tired of being
Down here on the ground,
One morning soon
I gotta find
Some wings on my mind
Wings to take me high
So if you hear a sound
If you hear a sound
From down here on the ground
I said my friends
It's only me
I will be trying to fly
Trying to fly
Live like a bird
I would love to fly
Because I'm tired of being
Down here on the ground
Yes I'm tired of being
Down here on the ground